Ich habe in den letzen Jahren einen tieferen Zugang zu mir selbst gefunden als ich das jemals zuvor hatte. War ich vorher schon ehrlich zu mir selbst, so ist es jetzt manchmal geradezu erschreckend wenn man ganz tief in sich reinschaut und die Abgründe entdeckt die sich da zeitweise auftun. Aber andererseits ist das wieder gar nicht so schlimm, weil diese sogenannten Abgründe meist nur eine Bewertung von außen sind.
"Das tut man nicht, das darf man nicht, so sollst du nicht sein, bla bla bla." Und sofort meldet sich das schlechte Gewissen und wir drücken rasch den Deckel auf diese vermeintlich bösen Seiten in uns damit wir sie nicht mehr anschauen müssen.
Ich versuche mich mehr und mehr auf darauf einzulassen, genau hinzuschauen, wahrzunehmen was das mit mir macht, warum das so ist und wie ich es ändern kann wenn ich das wirklich will. Das Thema „Ego“ gehört dazu und nachdem das Thema 2 mal von Menschen die sich nicht kennen auf mich zukam, die ich aber sehr sehr mag und schätze, wird es Zeit mal da reinzuschauen.
Wenn mich etwas unglücklich und frustriert macht, wenn ich mich gekränkt, zurückgewiesen und vom Leben vernachlässigt fühle, steht, bei genauer Betrachtung, immer mein verletztes Ego dahinter. Wenn zu einem Workshop nicht genügend Teilnehmer kommen, wenn meine angeschriebenen Interviewpartner sich nicht bei mir melden, wenn ich nicht wahrgenommen werde, wenn in einer Gruppe von neuen Menschen niemand mit mir spricht, wenn ich auf mein stundenlanges Kochen für das Abendessen keinen Kniefall von meinem Mann bekomme, wenn mein Pferd Liberty mich beinahe umstößt wenn ich ihn auf die Sommerweide lasse anstatt demütig dankbar zu sein da ich ihm das überhaupt anbiete,…. die Beispiele sind zahlreich, die Reaktion ist immer ähnlich.
Mein Ego hat eine Erwartungshaltung, wenn die nicht erfüllt wird, geht’s es mir schlecht. Eigentlich ganz einfach, oder?
Für mich gibt es viel Vorteile, wenn ich mir den vermeintlichen Abgrund mal genau anschaue, das „Böse“ in mir nicht verdränge sondern ganz bewusst wahrnehme und hinterfrage. Erstens ist es ja gar nicht so schlimm wie ich gedacht habe. Die große schwarze Wolke schrumpft, wenn ich ihr Aufmerksamkeit schenke, sehr schnell zusammen auf eine Größe mit der ich gut umgehen kann. Und der größte Vorteil ist, das ich das Muster erkenne und wenn auch nicht ganz auflösen doch viel schneller wieder aussteigen kann.
Brandaktuelles Beispiel von gestern Abend: Ein Interviewpartner für meine MUnTerMACHERIN-Gespräche sagte ab. Ich fühl mich zurückgewiesen und ärgere mich. Eh klar, mein Ego hat sich wieder in den Vordergrund gedrängt. Und wenn ich das erkenne kann ich viel leichter wieder aussteigen aus dem Drama.
Und als kleines Sahnehäubchen… in dem Moment als ich aus dem Drama rauskam, bekam ich eine SMS mit einem neuen Terminvorschlag der für mich ohnehin viel besser als der alte Termin war. Was auch der Grund ist das ich nun in Ruhe diesen Text schreiben kann und keinen Zeitdruck habe…juhuu
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