Mittwoch, 11. Juli 2018

Vom Aussteigen & Ankommen

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Wenn man die Worte so liest oder hört, klingt es immer so als wär es ein ganz klarer Prozess. Zuerst aussteigen, dann ankommen. Ich habe mir darüber bis vor kurzem auch keine Gedanken gemacht und diese beiden Wörter unbedenklich in einem Atemzug genannt.
Interessant, was Wörter bewirken können. In diesem Fall fühlt man sich dann oft einmal schnell schlecht, wenn es bei einem selbst nicht so einfach funktioniert, wie scheinbar bei den Anderen. Ist ja eh klar, einfach aussteigen, aber wo soll ich ankommen, wo will ich ankommen?

Und genau das ist die Schwierigkeit dabei. Ganz oft ist es nur ein Gefühl, das man etwas ändern sollte. Die meisten von uns gehen darüber hinweg, verdrängen das ungute Bauchgefühl oder übertünchen es mit allen möglichen Dingen die im Außen stattfinden. Gutem Essen, Shoppen, neue Einrichtung,…. Das hilft schon mal kurzfristig, aber irgendwann kommt das Gefühl, „da stimmt doch was nicht“ wieder.

Ich habe für mich gemerkt, das  Aussteigen ein Prozess ist, der oft ganz schön lange dauern kann. Ich hatte im letzten Jahr das Gefühl ständig beim Aussteigen zu sein, das Ankommen war noch nicht in Sicht. Zwar manchmal ganz fern am Horizont zu erahnen, aber noch zu abstrakt um etwas Konkretes erkennen zu können.

Die größte Herausforderung war und ist, es einfach geschehen zu lassen. Kein fixes und konkretes Ziel zu verfolgen sondern einmal abzuwarten wohin man geführt wird. Auszuprobieren, schauen ob es passt und wiederum auszusteigen wenn es nicht der Fall ist. Klingt mühsam, war es auch, aber gleichzeitig auch sehr sehr spannend und interessant.

Ich habe mich selbst so gut kennen gelernt wie nie zuvor. Obwohl ich recht reflektiert bin, waren da doch noch einmal ganz überraschende und nicht immer schöne Erkenntnisse dabei. Wie groß meine Ego wirklich ist und wie sehr es dafür verantwortlich ist mich unglücklich zu machen, was mich stresst, was mir Freude bereitet, was mir gut tut, was meine Werte sind und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben, was ich der Welt geben möchte, was ich gut kann und was weniger…..

Und Schritt für Schritt führte es mich zu dem Zeitpunkt vor einigen Wochen, als ich bei den Hochlandrindern die Sense schwang um die Brennnesseln abzumähen, an dem ich ganz stark spürte, jetzt beginne ich anzukommen. Und das war ein großartiges Gefühl.

Das viel Aussteigen war und ist notwendig, die vielen Wege die man entlangläuft sind und waren wichtig um zu spüren wo man hingehört was gut ist, was letztendlich die eigene Bestimmung ist.

Ich glaube, das dieses Ankommen kein fixer und statischer Zustand ist, und das ist völlig in Ordnung so. Aber jetzt freue ich mal nach dem vielen aussteigen, aussteigen, aussteigen und aussteigen… in der Phase des Ankommens zu sein.

Eine spannende Zeit, ein spannendes Leben und so soll es sein

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