Sonntag, 24. September 2017

Die unglaubliche Geschichte von Superhenne Julia

Wir hatten auf Hof-Sonnenweide eine ganz besondere Henne namens Julia. Sie war eine kleine schwarze Henne die zusammen mit zwei anderen Küken von einer Seidenhenne adoptiert und aufgezogen wurde.

Die Seidenhühner dürfen bei uns natürlich ebenfalls komplett frei herumlaufen, am liebsten halten sie sich jedoch getrennt von den anderen Tieren in einem eigenen Revier auf.

Nicht so Julia. Sobald sie erwachsen war, zog sie mit ihren zwei Galanen, weißen Hähnen über den ganzen Hof und liebte vor allem das riesige Ziegengehe. Wenn man sie in der Früh aus dem Stall lies, eilte sie ganz geschäftig Richtung Ziegenstall, wo sie auch ihr Ei in aller Eile ablegte um dann den ganzen Tag nach Futter zu suchen, flankiert von 2 – 3 Hähnen. Julia war die einzige Henne die ihre Hähne fest im Griff hatte. Normalerweise ist es so das 1 Hahn ca. 6 – 12 Hennen hat die er regelmäßig beglückt (die Hennen empfinden das eher als lästige Übung), bei Julia wars umgekehrt.

2 Jahre lang hatte Julia keine Ambitionen ihre Eier auch auszubrüten. Es schien als hätte sie dafür keine Zeit. Leider, wir hätten gerne Nachwuchs gehabt. Heuer war es anders, als Julia 2 Nächte hintereinander nicht in ihren Stall kam (Hühner machen das automatisch wenn es dunkel wird) suchte und fand ich sie in einer Ecke des Ziegenstalls wo sie auf 4 Eiern hockte. Wir freuten uns sehr darüber, endlich Aussicht auf Hühner Nachwuchs.

Und tatsächlich, Ende Juli schlüpften 4 unglaublich herzige Küken die ihr Revier mit ihrer Mama im Ziegengehege erkundeten. Julia war den ganzen Tag mit den Kleinen unterwegs und lernte ihnen selbst Futter zu suchen. Sie ging mit ihnen nicht in den Stall und auch nicht zu den zahlreichen Schüsseln mit Mais und Weizen, die überall am Hof für unser Geflügel bereitstehen. Es schien so als wollte sie den Kleinen beibringen autark zu leben. Es war eine unglaubliche Freude ihnen zuzuschauen. Und wehe eine Ziege oder unsere Hunde näherten sich der kleinen Mama. Sie wurden sofort angegriffen indem Julia dem Tier aggressiv ins Gesicht flatterte und erfolgreich vertrieben.
So machten wir uns keine Sorgen um die tapfere Julia und ihren Nachwuchs. Sie übernachtete zwar nicht im fuchssicheren Hühnerstall, sondern bei den Ziegen. Dort, so dachten wir, würde ein Fuchs sicher nicht hineingehen, wenn die Ziegen darin schlafen. Leider hatten wir da falsch gedacht. Eines Morgens fanden wir nur mehr Federn und eine einzige überlebende junge Henne. Julia und drei ihrer Kleinen waren einem Fuchs zum Opfer gefallen.

Das Kleine, eine Sperber Henne, lief weiterhin eifrige im Gehege herum und scharrte eifrig nach Futter. Sie war so schnell und scheu das es unmöglich war sie einzufangen. Natürlich konnten wir sie nun nicht länger draußen lassen, sondern mussten sie irgendwie mit den anderen Hühnern vergesellschaften. Deshalb warteten wir die Dunkelheit ab, fingen die kleine Henne ein und setzen sie in unser Holzlager. Damit sie dort nicht einsam ist, gaben wir ihr eine Erwachsene Sperber Henne zur Gesellschaft mit hinein. Unser Plan war es Julia-Junior langsam an die anderen Hühner zu gewöhnen und umgekehrt. Durch die sehr strenge Hackordnung bei Hühnern wäre es nicht möglich gewesen das junge Huhn einfach zu den anderen zu setzen, sowas muss langsam und überlegt gemacht werden.

Julia-Junior und Adoptivmama

Der Plan ging noch viel besser auf als wir dachten. Am 3 Tag im Holzlager sah ich nach den beiden Hühnern und suchte vergeblich nach Julia-Junior. Ich hörte sie zwar piepsen, sah sie aber nicht bis sie auf einmal ihr Köpfchen unter dem Flügerl der neuen Adoptivmama hervorstreckte. Mir standen die Tränen in den Augen vor Rührung. Seitdem sind die beiden ein Herz und eine Seele. Sie laufen gemeinsam über den Hof und übernachten auch schon mit den anderen Hühnern im großen Hühnerstall.

Mittlerweile sind wir auch sicher das die große Sperber Henne die richtige biologische Mutter von Julia-Junior ist. Hühner nehmen es beim Brüten nicht so genau und setzen sich auch auf Fremdeier. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist einfach zu groß als dass es ein reiner Zufall sein kann. Also hat die Sperber Henne wohl heimlich ihr Ei zu denen von unserer tapferen Julia ins Nest gelegt.

So traurig wir auch waren durch das was passiert ist, so wunderbar ist es nun zu sehen wie sozial Hühner sind und wie die Natur vieles richtet und macht, was wir nicht für möglich gehalten haben. 
Julia Junior und Adoptiv Mama

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