Dienstag, 26. Dezember 2017

Mein Weihnachsgeschenk vom Universum 😊

Sehr lange Zeit habe ich so gut wie nichts mehr mit meinem geliebten Haflinger Liberty gemacht, den ich mir zu meinem 35igsten Geburtstag geschenkt habe. Ich begann erst sehr spät zu reiten, mal abgesehen von den üblichen Stunden als Kind. Erst mit ca. 32 hat es mich dann so richtig erwischt. Ich wurde Mitreiterin, nahm Stunden, habe mir viel Wissen angeeignet bis ich dann das Gefühl hatte soweit zu sein um die Verantwortung für ein eigenes Pferd zu übernehmen.


Liberty hat mein Leben dann komplett auf den Kopf gestellt. Er war der Auslöser für viele einschneidende Entscheidungen in meinem Leben. Meine Hälfte an meinem Personalberatungsunternehmen abzugeben, Tierservice-Mobil zu gründen um Tiersitterin zu werden, mich nach einem Hof umzusehen der es mir erlaubte mein Pferd ganz bei mir zu haben.

Als wir dann auf Hof-Sonnenweide zogen hat sich unser Verhälntis zueinander verändert. War ich vorher Libertys Herdenführerin, war er nun selbst Führer einer Herde und wollte sich nichts mehr von mir vorschreiben lassen. Während in den Ställen, wo er vorher eingestellt war, immer ein mehr oder weniger fixer Tagesablauf herrschte, war er nun selbstbestimmt was Futter, Wasser, dösen, schlafen, Sozialpflege, usw. betraf. Er brauchte mich nicht mehr und das zeigte er sehr deutlich. Am Beginn war mir das noch nicht so klar, weil ich ohnehin alle Hände voll mit dem Hof und den vielen tierischen Neuzugängen zu tun hatte. Da blieb wenig Zeit für Reiten oder sonstige Mußestunden mit meinem Pferd. Manchmal, wenn ich mir dann die Zeit nahm, wollte er nicht und das hat er mir auch überdeutlich gezeigt.

In den letzten Jahren habe ich mich mehr oder weniger damit arrangiert. Ich wollte ihn auf keinen Fall zu etwas zwingen, ich freute mich einfach das er da war, ein so gelassenes, relaxtes und glückliches Pferd. Er lebt mit Rokita unserer Stute und den vier Eseln auf ca. 1 ha Fläche bestehend aus Wald, Wiese, Gatschkoppel, Unterstand. Was braucht ein Pferd mehr zum Pferdeglück?
Heuer im Sommer wurde ich jedoch erstmals etwas wehmütig. Ich vermisste die schönen Ausritte in den Wald, die Spontanität und einfach das Beisammensein mit einem Lebewesen das so viel zu geben hat und auch fordert. Aber ich wusste nicht wie anfangen. Ich habe natürlich im Laufe meines Reiterlebens viele Kurse und Ausbildungen gemacht, viel gelesen und am meisten haben mich, gerade in letzter Zeit alles begeistert was mit „Freiarbeit“ im weiteren Sinne zu tun hat. D.h. einfach eine Vertrauensbasis mit dem Pferd die es erlaubt ohne jeglichen Zwang beisammen zu sein und das Pferd als gleichwertigen Partner zu akzeptieren. Das klingt unheimlich gut und es gibt mittlerweile auch einiges an Literatur darüber, ich war sogar eine Woche auf einem Kurs in Deutschland um das zu lernen.

Trotzdem mein Verstand vollkommen einverstanden war mit allem was ich lernte und las, hat es mich vom Gefühl her zu wenig berührt um wirklich was damit zu machen. Ich habe immer wieder kurze Versuche gestartet, div. Übungen gemacht, war aber der Funke ist nicht übergesprungen. Ich kenn mich ja, wenn mich etwas wirklich begeistert finde ich immer einen Weg es zu lernen und umzusetzen. Da gibt’s keine Ausreden wie keine Zeit oder sonstiges. Das war in diesem Fall nicht so. Also habe ich es wieder bleiben lassen, im Vertrauen darauf das es einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt ist um wieder zusammen zu wachsen. Sobald sich etwas mühsam anfühlt, kann es nicht gut sein.

Und genauso war es auch. Vor ein paar Wochen habe ich bemerkt das sich in mir was tut und diese Hinweise auch sehr offen angenommen. Fotos von Liberty und mir die mir wieder untergekommen sind, ein Bild meiner ehemaligen Trainerin auf FB, das sie auf ihrem Pferd zeigte (sie hat auch immer wieder (Reit)pausen gemacht), ein Spaziergang mit einer Kundin und deren Pferd. Der letzte Hinweis kam gestern beim Weihnachtsmittagessen mit meinen Eltern. Sie haben ein vergrößertes Foto von mir und Liberty im Regal stehen. Das fiel mir jetzt jahrelang nicht auf. Gestern habe ich es wieder wahrgenommen. Darauf liege ich ohne Sattel und Zaumzeug auf Liberty hab die Arme um seinen Hals gelegt und bin sichtlich glücklich.

Als wir nach Hause fuhren war der Weg plötzlich da. Was vorher so kompliziert erschien war nun ganz einfach. Alle Hindernisse die sich mir vorher scheinbar in den Weg stellten, waren nicht mehr wahrnehmbar. (da möchte ich jetzt nicht ins Detail gehen weil es auch egal ist und sie nur in meinem Kopf existierten) Ich ging auf die Koppel, holte Liberty heraus der auch sofort mitging, sattelte ihn und wir spazierten gemeinsam auf meinem kleinen Reitplatz herum. Ganz entspannt und ohne Zwang. Weil ich so große Lust dazu hatte habe ich mich auch auf ihn raufgesetzt und es war wie heimkommen. Als hätte mein Hintern und Libertys Rücken nie eine Pause voneinander gemacht. 


Mein Liberty und ich sind und sehr sehr ähnlich. Jeder Pferdebesitzer wird diese tiefe Verbindung mit seinem Pferd bestätigen können und es gibt ja auch ganz viel zum Thema „Pferd als Spiegel“ zu lesen. Gerade diese Ähnlichkeiten in unserem Charakter macht es mir nun ganz leicht wieder einen Zugang zu finden. Und es ist unser Weg. Ich kann mir zwar Tipps von außen holen aber letztendlich muss ich selbst wissen was gut für uns ist. Ich verlasse ich mich auf mein Gefühl und bin aufmerksam auf das was sich mir zeigen will.


Heute sind wir unsere Wiese abgeritten. Im Nebel und mit  Raureif, im Hintergrund ein bisschen Sonne. Es war wunderbar und ich spüre ganz deutlich das nun der richtige Zeitpunkt da ist um die Beziehung zu meinem Pferd wieder zu vertiefen. Ich freu mich unglaublich darüber und bin gespannt und neugierig wie es weitergeht. Mal schauen was sich daraus noch ergibt.

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